West Highland Way 2022
2022…. Endlich wieder Reisen. Endlich wieder nach Schottland!
Für dieses Jahr hatte ich große Pläne; nach sechs Jahren wollte ich den West Highland Way wieder laufen. Wieder 158 Kilometer von Milngavie nach Fort William, diesmal aber mit dem Zelt auf dem Rücken. Es sollte meine erste Solo-Wandertour werden, leider kam dann alles ganz anders als geplant….
Aber erst mal von vorne: Geplant hatte ich diese Tour schon Ende 2019 und musste, wegen der Reisebeschränkungen durch die Pandemie, lange Geduld haben. Wie ich mich auf die Reise vorbereitet habe und meine Packliste habe ich (hier, in einem folgenden Artikel) noch einmal zusammengestellt.
Hamburg – Glasgow
Nach meinem Nachtdienst ging es am 26.05.2022 dann endlich los. Mit einiger Verspätung und ziemlich übermüdet bin ich dann Abends in Glasgow gelandet und zu meiner Unterkunft gefahren. Ich hatte ein AirBnB in der Nähe von Milngavie gemietet, damit ich am nächsten Morgen gut loskommen würde. Meine Hosts waren total nett, haben mir noch Essen angeboten und gemeint ich solle mich erst mal so lange wie nötig ausruhen. Was ich dann auch getan habe…
Eigentlich wollte ich am nächste Morgen schon sehr früh aufstehen, um meine restlichen Besorgungen für den Trip zu machen und auch um genügend Zeit zum entspannten Wandern zu haben. Allerdings hat mir mein Körper einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht und gemeint ich bräuchte etwas mehr Schlaf.
Milngavie – Drymen
Von meiner Unterkunft ging es dann in Milngavie erst mal zu Tesco, wo ich mir mein Essen und eine Flasche IRN BRU besorgt hatte. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht herausgefunden, wo ich eine Gaskartusche kaufen könnte, es wurde immer später und ich hatte schon einige Leute gefragt. Leider konnte mir keiner so richtig helfen. Schließlich bin ich irgendwann einfach zu SPAR gegangen und habe mich wie ein Keks gefreut, als ich Gaskartuschen im Regal gefunden habe. Juhu!
Gegen 11:20 Uhr konnte ich dann also endlich den West Highland Way beginnen. Der Weg führt erst durch einige kleinere Parkanlagen in/um Milngavie herum und dann durch den Mugdock Country Park. Anschließend kommt man langsam in ländlicheres Gebiet und läuft zwischen Feldern und Weiden, im Hintergrund kann man die Ausläufer der westlichen Highlands und den Loch Lomond sehen und erahnen (zumindest bei gutem Wetter).
Das Gelände am ersten Tag ist recht einfach und so kam ich tatsächlich recht zügig voran. Überschätzen sollte man sich natürlich trotzdem nicht, vor allem wenn man eine solche Tour noch nie vorher gemacht hat. Tatsächlich war ich ziemlich überrascht von mir selbst dass ich so schnell war und habe dann auf der Hälfte meiner geplanten Strecke Pause gemacht.
Gegen frühen Abend hatte ich dann Drymen erreicht. Mein erster Gang? Erst mal zu SPAR…. Ich war unglaublich durchgeschwitzt und hatte nur noch das Bedürfnis nach einem Eis und etwas zu trinken. Nach einem kleinen Snack habe ich mir noch frisches Wasser an der öffentlichen Wassersäule gezapft und mich dann Richtung Garadhban Forest aufgemacht.
Mittlerweile waren meine Füße auch der Meinung, dass es für den Tag genug war…
erster Schlafplatz
Kurz bevor ich den Wald erreicht hatte, bekam ich dann noch mal kurz Panik, über dem Loch Lomond hatten sich sehr dunkle Wolken gesammelt und es sah sehr nach Regen aus. Allerdings hatte ich Glück und das Wetter zog an mir vorbei, sodass ich in schönster Abendsonne mein Zelt aufbauen konnte. Dann gab es Pasta zum Abendbrot und anschließend ging es für mich ab ins Bett.
Der Abend hat mir allerdings auch meine ersten Probleme bereitet und sollte der Anfang vom Ende sein…
Während des Abendessens hatte ich das erste Mal in meinem ganzen Leben wirklich Heimweh. Ich war schon einige Male vorher alleine gereist, aber diesmal war es für mich kaum auszuhalten alleine da zu sitzen, zu essen und sich mit niemandem über den Tag unterhalten zu können. Meinen Handyakku musste ich ja auch sparen… Auch kamen immer wieder Zweifel, ob ich meinen Schlafplatz gut so gewählt hatte… Denn während ich schon da saß und „Feierabend“ gemacht hatte liefen einige immer noch an mir vorbei und liefen weiter Richtung Conic Hill (Wo es auch noch einige Möglichkeiten gibt zu zelten). Ich fragte mich, ob ich weit genug gelaufen war für den ersten Tag und das, obwohl ich ca. 23 Kilometer hinter mir hatte…
Nach einiger Zeit bin ich dann aber doch eingeschlafen und konnte tatsächlich bis in die frühen Morgenstunden auch gut schlafen.
Drymen – Rowardennan (Oder auch nicht…)
An diesem Tag begann das Drama so richtig. Am Morgen wachte ich bei schönstem Sonnenschein auf, der Wind wurde weniger und es war zwar frisch aber trotzdem schön zum Wandern. Ich habe mein Zelt und Rucksack gepackt, einen Kakao getrunken und einen Energieriegel gegessen. Dann ging es los.
Ich hatte in der Nähe des Parkplatz vom Garadhban Forest geschlafen und machte mich nun auf den Weg in Richtung Conic Hill. Mein Ziel war es Rowardennan zu erreichen, aber so ganz wohl war mir nicht bei dem Gedanken. Ich hatte unglaubliche Rückenschmerzen, da der Rucksack einfach viel zu schwer war. Trotzdem wollte ich das Wetter genießen und hatte die Hoffnung, dass ich noch in den Rhythmus kommen würde. Und tatsächlich ging es mir kurze Zeit später besser. Ich hatte einen schönen Ausblick auf Loch Lomond, das Wetter war gut und ich kannte den Weg.
_______________________________________________________________________________________
Erst am Conic Hill bekam ich wieder Schwierigkeiten. Aufgrund meiner kurzen Beine und des zusätzlichen Gewichts durch den Rucksack fiel es mir sehr schwer, die Stufen zum (relativ niedrigen) Gipfel zu erklimmen. Dennoch lag ich gut in der Zeit und hatte zum Mittag eine tolle Aussicht. Nach einer kurzen Pause ging es dann aber schon weiter Richtung Balmaha.
In Balmaha angelangt beschloss ich mir im „Oak Tree Inn“ eine Pizza zu gönnen und buchte mir dann einen Platz auf der Milarrochy Bay Campsite. Ich wusste, dass ich es nicht mehr bis Rowardennan schaffen würde und da das freie Übernachten sonst verboten ist, musste ich diesen Kompromiss eingehen.
Anmerkung: Im Loch Lomond & the Trossachs National Park ist das freie Übernachten außerhalb eines Campingplatz zwischen 01.03. und 30.09. verboten. Es gibt allerdings bestimmte Permit Areas in denen man sich für eine kleine Gebühr anmelden kann. Diese Regelung gilt für alle Camper mit Zelt und/oder Auto, Wohnmobil, Wohnwagen, etc.
Trotz meiner Befürchtungen kam ich am frühen Nachmittag auf dem Campingplatz an. Konnte in aller Ruhe mein Zelt aufbauen, einige Snacks raussuchen und dann meine Füße in das kühle Seewasser halten. „Milarrochy Bay Campsite“ liegt direkt am Loch Lomond. Auch die Temperaturen waren mehr als angenehm und ich konnte meine freie Zeit richtig genießen.
Milarrochy Bay – Rowardennan (oder: schon wieder nicht…)
Auch an diesem Morgen wachte ich mit Unwohlsein auf. Das erste Mal wach wurde ich so gegen halb fünf, als die Sonne anfing aufzugehen und mir nicht mehr ganz so kalt war. Endlich wurde es etwas wärmer und ich konnte noch mal zwei Stunden gut schlafen. Dennoch bereitete es mir wirklich Sorge, dass ich Nachts so gefroren hatte. Laut Wetterbericht sollte es nämlich nicht wirklich wärmer werden und ich war ja auch Richtung Highlands unterwegs, wo der Frühling anscheinend noch ein bisschen auf sich warten lies. Um mehr Bedenkzeit zu haben, dachte ich es wäre schlau mir noch eine weitere Übernachtung auf einem Campingplatz zu gönnen und um zu sehen, ob ich nicht doch noch in den „Flow“ kommen würde.
Es ging also nur ein paar Kilometer weiter zur „Cashel Campsite“ und ich merkte, dass mir das viel Sicherheit gab. Auf der anderen Seite fühlte ich mich allerdings nicht ausgelastet und wollte weiterlaufen. Meine Akkus gaben an diesem Tag auch alle nacheinander den Geist auf (da merkt man erst, wie sehr man auf sein Handy fokussiert ist… Besonders wenn man alleine unterwegs ist).
Am Abend bekam ich dann auch zunehmend Probleme mit den Midges (kleine beißwütige Insekten, ähnlich wie Mücken). Trotz Antiinsekten Spray („Smidge“ und ähnliche) und Moskitonetz schafften die Biester es mich zu erwischen. Am nächsten Morgen wachte ich auf und mein Gesicht war komplett zugeschwollen. Während des Frühstücks ging es weiter mit dieser Plage und ich erweiterte mein Essen um eine großzügige Portion Antiallergikum.
Das war für mich der Ausschlaggebende Punkt, die Reise dann doch abzubrechen.
Abbruch
Nachdem ich beschlossen hatte, dass ich es nicht schaffe weiter zu wandern, musste ich mich um eine Alternative kümmern. Mein ursprünglicher Flug würde ja erst 2 Wochen später gehen und die nächsten tage waren niedrige Temperaturen und Regen angesagt.
Auch einen Rückflug zu finden, war nicht ganz so einfach. An den Flughäfen war unglaublich viel los: Saisonbeginn, Personalmangel und dann auch noch das Platin-Jubiläum der Queen. Schlussendlich hatte ich dann eine Flug gefunden, der 2 Tage später von Edinburgh aus gehen würde.
Also plante ich weiter, buchte eine Nacht im Oak Tree Inn in Balmaha (welches ich tatsächlich sehr empfehlen kann). Den Morgen danach ging es mit dem Bus von Balmaha nach Alexandria und dort in den Zug nach Edinburgh zu nehmen, ich musste in Glasgow zwar noch einmal umsteigen aber ansonsten lief zum Glück alles glatt.
_______________________________________________________________________________________
In Edinburgh kam ich in einem sehr schönen, netten AirBnB unter und konnte mein Zeit in der Stadt noch sehr genießen. Ich besuchte den Botanischen Garten, Calton Hill und schlenderte durch die Innenstadt. Und schließlich ging es nach Hause.
Ich hatte zwar den West Highland Way in 2022 nicht geschafft, aber dennoch unglaublich viele Erfahrungen und Erinnerungen gesammelt.
Wenn ihr wissen wollt, wie für mich meine erste Erfahrung mit dem West Highland Way war, dann könnt ihr die hier (folgt) nachlesen…
Andere Trails (long distance hikes) findet ihr hier.